BiLlig Welpen

Immer wieder ist das Geschrei groß, wenn eine „Hundefarm“ hochgenommen wird.
Wieder ein Laster bis obenhin vollgestopft mit Welpen.
Es ist doch aber so, dass man Aufklären kann so oft man möchte, es hilft offenbar nicht viel.
Klar 300 Euro sind ein attraktiver Preis für einen vermeindlichen Rassenhund und schließlich sind sie ja geimpft und haben einen EU-Pass.
FALSCH!!! Diese kleinen Wesen sind oftmals nicht älter als 5 Wochen, werden auf grausame Weise von ihren Müttern entfernt. Die Mutter bleibt völlig verstört alleine zurück und wird für ihren nächsten Wurf aufgepäppelt. Die Welpen sitzen über Stunden in einen nicht belüfteten Laster, ohne Futter, ohne Wasser und die so dringend benötigte Wärme.
Die (über-) lebenswichtigen Impfungen der Kleinen fehlen komplett, der Impfpass ist gefälscht und nicht der Rede wert. Das die Kleinen keine Wurmkuren bekommen haben, versteht sich von selbst.
Krankheiten wie Parvovirose und Giardien sind keine Seltenheit bei den Welpen.
Immer wieder kann man, auch hier auf Facebook lesen, dass so ein Welpe gekauft worden ist. Natürlich billig. Dieser verstirbt nach nur wenigen Tagen oder Wochen, weil das Tier todkrank war.
Gegenargument ist immer wieder “Ja, aber die Welpen beim seriösen Züchter sind doch so teuer“ und “ich will nicht züchten”.
NEIN, wenn man sich mal die Zeit nimmt und sich ganz genau ansieht, was ein seriöser Züchter alles macht, um eine gesunde Aufzucht zu gewährleisten.
Das ein Züchter reich wird mit dem Verkauf seiner Welpen ist ein Märchen, welches sich immer wieder hartnäckig hält und auch gerne als Argument vorgebracht wird.
Gehen wir doch alles einfach mal durch. Bitte bedenkt, das alles was hier aufgezählt wird auch bezahlt werden muss!!
Am Anfang steht erst mal, um überhaupt züchten zu können, das Züchter Seminar. Dazu der richtige Verein mit einem Jahresbeitrag. Hat man das bestanden, stehen die Untersuchungen der Hündin an. Auch diese Hündin musste gekauft werden. Sie wurde aufgezogen, ernährt, geimpft, erzogen. Sie brauchte vielleicht mal einen Tierarzt. Es gibt eine Reihe von vorgeschriebene Gentest, die man machen muss. Neben den vorgeschriebenen Gentests machen viele Züchter weit aus mehr.
Dann sind da noch Wesenstest, Formwert und HD/ED Röntgen. Ist dies alles gemacht, kann der Züchter für die Hündin die Zuchtzulassung beantragen.
Vielleicht ist genau diese liebevoll aufgezogene Hündin nicht für die Zucht tauglich. Dann beginnt alles von Neuem.
Ist es für den Züchter der erste Wurf, steht auch noch die Zuchtstättenabnahme an. Das heißt, dass ein Zuchtwart nach Hause kommt und überprüft, ob die Räumlichkeiten, wo die Welpen zu Welt kommen und aufwachsen sollen, den Regeln entsprechen. Damit verbunden Kosten für Umbauten, Veränderungen und alles, was für Zucht, Wurf und Welpen benötigt wird.
Beim Erstzüchter kommt der Zuchtwart in der Regel dreimal. Einmal zur Abnahme der Zuchtstätte und zweimal zur Abnahme des Wurfes. Bei jeder weitern Wurf kommt der Zuchtwart einmal zur Wurfabnahme. Auch das muss alles bezahlt werden.
Der Deckpartner ist ausgesucht und die Hündin ist läufig.

Jetzt kommen noch mal Untersuchungen. Die meisten Deckrüden-Besitzer möchten gerne, das von der Hündin ein bakterieller Abstrich genommen wird, als Nachweis das die Hündin keine Infektion hat. Es erfolgt eine gynäkologische Untersuchung, ob die Hündin organisch gesund ist. Ab dem (meist 9. Tag) wird der Progesteron-Test zur Bestimmung des besten Deckzeitpunktes gemacht. Kosten dafür ca. 70 Euro, im Schnitt alle 2 Tage. Manchmal bis über den 20. Tag, wenn dieser Wert nicht steigt und die Eisprünge später stattfinden. Das ist schon ein “Billig-Welpe”.
Der Wert ist gut und die Hündin ist belegt worden. Vorher wurde sie ggf noch neu geimpft (Abwehrstoffe für die Welpen), entwurmt und evtl gegen Herpes geimpft.
Jetzt heißt es abwarten, ob der Deckakt erfolgreich war. Ein Züchter kann meist schon am Verhalten seine Hündin abschätzen, ob es geklappt hat. Um Sicherheit zu bekommen und mit den Vorbereitungen zu beginnen, lassen die Züchter um Tag 25 eine Ultraschalluntersuchung machen. Das gibt ebenfalls Rückschlüsse auf die Gesundheit der Welpen. Die Trächtigkeit ist bestätigt und bis zur Geburt sind es noch etwa 14 Tage. Zeit die Kinderstube einzurichten. Um jetzt alles, was dazu gebraucht wird aufzulisten, würde es eine Seiten benötigen. Neben Wurfkiste, Wärmelampe, Decken, Handtücher, Handschuhe, Babywaage, Schere, Nabelklemmen, Absauger, gibt es noch eine Reihe von nicht unwichtigen Kleinigkeiten die bereit stehen sollten.
Kurz vor der Geburt steht bei Bedarf noch die 2. Herpesimpfung an, ein weiteres entwurmen und, sollte der Verdacht auf einen sehr kleinen oder sehr grossen Wurf bestehen, ein Röntgen.
Jetzt machen wir einen großen Sprung. Die Geburt ist vorbei und gut verlaufen. Um sicher zu sein das die Hündin leer ist, alle Welpen zur Welt gekommen sind, fahren einige Züchter zum Tierarzt und lassen die Hündin Röntgen. Bei dieser Gelegenheit wird dann gleich geschaut, ob die Hündin die Geburt gut überstanden hat. Ist alles abgeklärt kann die Aufzucht beginnen. Dies bringt in den nächsten 14 Tagen viele schlaflose Nächte mit sich. Ein Züchter wird in Normalfall bei seiner Hündin und ihre Welpen im gleichen Raum nächtigen. Hat die Hündin einen großen Wurf muss gegebenenfalls zugefüttert werden, da sonst eine Unterversorgung der Welpen droht. In diesen ersten 14 Tagen kann noch viel passieren. Sind die ersten 14 tagen vorbei kann man davon ausgehen, das die Keinen weitgehends mit dem Schlimmsten durch sind und jetzt erst fängt die Zeit an, wo man als Züchter seine Aufzucht genießen kann.
Jetzt bricht auch für die Hündin die Zeit der Entlastung an, die Welpen werden nach und nach an feste Nahrung gewöhnt. Zuerst weitgehend mit Baby Brei, dann mit eingeweichtem Futter und schließlich zum Schluss mit fester Nahrung.
In dieser Zeit werden die Welpen mehrmals entwurmt, es steht die erste Impfung an und sie werden gechipt.
Der Zeitpunkt der Abgabe kommt näher. Jetzt ist es an der Zeit, das die Wurfabnahme erfolgt.
Der Zuchtwart kommt vorbei und schaut sich alles genau an. Wie die Geburts- und aufzuchtsprotokolle , Allgemeinzustand der Welpen und Hündin, die Räumlichkeiten in denen sie aufgewachsen sind und die Impfpässe. Ist der Wurf abgenommen, folgt der nächste Schritt, die Beantragung der Ahnentafeln.
Es ist so weit, der Tag der Abgabe. Ein Tag der mit gemischten Gefühlen gekennzeichnet ist.
Ein Züchter gibt meistens noch einiges für den Welpen und seine neuen Eltern mit.
Ich liste euch mal auf was wir alles mit auf dem Weg geben. Jeder Züchter macht das selbstverständlich so wie er/sie das für richtig hält.
Unsere Welpen Eltern bekommen mit: Eine Kopie der Protokolle, Impfpass, Ahnentafel, falls schon vorhanden, sonst wird diese nachgereicht, eine Tüte Futter für die erste Tage im neuen zu Hause, eine Moxonleine und Halsband, eine Decke, eine Pfeife und Welpendummy. Zu guter Letzt eine Mappe mit Informationsmaterial für das erste Lebensjahr. Selbstverständlich stehen wir Züchter unseren Welpen-Eltern nach wie vor mit Rat und Tat zur Seite!!
Wenn wir nun all die Kosten für einen Züchter zusammenfassen, kann jeder, der gesunden Menschenverstand besitzt, sich in Bild davon machen, wie der Preis für einen im Verband gezüchteten Welpen zustande kommt. Das der Züchter nach der Abgabe keinen großen Gewinn vom Welpenpreis behält sollte nun allen klar sein.
Ganz nebenbei unmengen Telefonate, Wäsche, Strom, Putzmittel, Dinge, die durch die Welpen im Haus zerstört wurden, immense Mengen Kaffee und Kuchen für Besucher..... und das teuerste, was in keine Rechnung einfließen wird: die Zeit.
Jetzt könnt ihr für euch selbst entscheiden, was euch lieber ist. Einen Welpen aus liebevoller Aufzucht, nachweislich gesund und munter oder ein Welpen, der euch wahrscheinlich nur ein Drittel des Züchterpreises kostet, aber mit aller Wahrscheinlichkeit gesundheitlich seine Defizite haben wird.
... aber bei Ebay geht´s halt schnell....Mensch muss nicht warten.